Die Idee hinter dem Antrag 111 der Piratenpartei im Hofer Stadtrat ist eigentlich simpel: Der Hofer Stadtbus möge nicht nur bis zur Stadtgrenze fahren, sondern die nächstgelegenen Ortschaften anfahren und diese in das Stadtbusnetz einbinden.
Klingt plausibel, da Ortschaften wie Oberkotzau, Konradsreuth, Leupoldsgrün, Feilitzsch, Gattendorf und Döhlau zum direktesten Einzugsgebiet der Stadt Hof gehören und all diese Ortschaften nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze entfernt sind.
Das Problem dabei ist die Stadtgrenze. Sie ist für einen Stadtbus unüberwindlicher als die ehemalige deutsch-deutsche Grenze, denn die Stadtgrenze ist ein reines Verwaltungskonstrukt. Dieses Verwaltungskonstrukt hat sich auch in manche Köpfe gefressen, aber davon später mehr.
Der Antrag wurde wie unter anderem wie folgt durch die HofBus GmbH – und nicht etwa durch die Stadtverwaltung – beantwortet:
„…Alternativ gäbe es auch die Möglichkeit, dass die Stadt Hof mit dem Landkreis Hof als Aufgabenträger für das Umland gemeinsam die Aufgabenträgerschaft übernehmen (z.B. mittels der Gründung eines Zweckverbandes) und dann eine Direktvergabe oder Ausschreibungen vornehmen.“
Natürlich ein Zweckverband! Darauf habe ich abgezielt, denn nur ein solcher Zweckverband kann die Stadtgrenze überwinden. Im Vorfeld habe ich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der eingangs erwähnten Gemeinden befragt, wie sie eine solche Erweiterung des Stadtbusnetzes sehen würden.
Es hagelte Zuspruch. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Vernetzung der Verkehre in der Stadt und im Landkreis Hof unbedingt wünschenswert ist“, kam als Antwort. Ein anderer Bürgermeister zeigt ebenfalls Weitblick: „Ich denke, der große Vorteil ist eine bessere Anbindung an die Arztpraxen, Einkaufsmöglichkeiten etc., welches meistens die ältere Generation betrifft, weil die Mobilität abnimmt.“
Annika Popp, Bürgermeisterin Leupoldsgrün, stellt es am deutlichsten dar: „Ich begrüße Ihre Initiative ausdrücklich. Leupoldsgrün ist deutlich Hof-bezogen…die Bürger verstehen ja sowieso die künstliche Grenze zwischen kreisfreier Stadt und dem Landkreis nicht.“
Nach all dem müsste der Zweckverband eigentlich etwas sein, das alle glücklich machen kann. Die Stadt Hof ist auch tatsächlich aktiv geworden und versucht nun, eine Datenbasis zu schaffen. Eigentlich läuft alles in die richtige Richtung.
Die Stadtgrenze ist aber in den Köpfen. Und in diesem Fall vorrangig sogar nur in einem Kopf. In der Chefetage der HofBus GmbH quittiert man Ideen der Verbesserung des ÖPNVs mit offen gezeigtem Desinteresse. Das geht sogar so weit, dass man dort den ÖPNV eigentlich als lästiges Übel, als eine Daseinsfürsorge für die Ränder der Gesellschaft ansieht, gerade mal gut genug für ein Geschäftsführergehalt.
Die Motivation der HofBus GmbH ist dabei nachvollziehbar einfach: natürlich ist es sehr bequem, in einem rechtlich hechtfrei gemachten Teich der einzige Karpfen zu sein. Das macht die Bilanz einfach und eine strategische Entwicklung in die Zukunft nicht notwendig.
Die Grenze ist im Kopf. Wenn wir es aber politisch wollen, dann fällt diese Grenze und einige Mitspieler müssen sich dann auf neue Gegebenheiten einstellen, fast so, als ob sie Marktteilnehmer wären.
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