Flugzeugabstürze und implodierende Logoentwürfe haben eines gemeinsam: sie sind immer das Resultat einer Verkettung von Fehlern und Fehlentscheidungen. Analysieren wir also, wie es zum Logodebakel „150 Jahre Hofer Wärschtlamo“ kam.
28.10.2020
Im Wirtschafts- und Marketingbeirat wird unter dem ansonsten nicht weiter ausgeführten Tagesordnungspunkt „150 Jahre Hofer Wärschtlamo 2021“ darüber diskutiert, mit welchen Maßnahmen das Jubiläum gebührend gefeiert werden kann. Es wird in der Sitzung darauf hingewiesen, dass sich hier die Chance bietet, den Wärschtlamo als Alleinstellungsmerkmal auszubauen und bei der Gestaltung des neuen Logos dies mit zu beachten sei. Eine Ausstattung der Maßnahme mit 50.000 Euro Budget wird empfohlen.
09.11.2020
Im Haupt- und Finanzausschuss wird eine entsprechende Vorlage des Fachbereich 80 Wirtschaftsförderung angenommen. In der Diskussion wird von mehreren Seiten darauf hingewiesen, dass einerseits der Wärschtlamo als Alleinstellungsmerkmal herausgearbeitet werden und die Wort-Bild-Marke den heutigen Gegebenheiten angepasst werden müsse.
14.01.2021
In der Sitzung des Wirtschafts- und Marketingbeirates taucht „150 Jahre Hofer Wärschtlamo“ nicht auf.
03.02.2021
Das neu gestaltete Logo wird der Öffentlichkeit vorgestellt und scheitert unmittelbar.
05.02.2021
Die Hofer Wärschtlamänner erklären in der lokalen Presse, dass sie zusammen mit der Willy Maisel GmbH ein neues Logo konzipiert hätten, welches kostenfrei zur Nutzung freigegeben würde.
Soweit das dokumentierte Geschehen.
Es muss also die Zeit betrachtet werden, nachdem der Fachbereich 80 den Auftrag übernommen hat, einen neuen Auftritt zu gestalten. Genau hier beginnt die Fehlerkette: der Auftrag zur Erstellung eines neuen Logos muss in dieser Zeit an Externe – hier die Hofer Wärschtlamänner – vergeben worden sein, jedoch unter Vernachlässigung der Beurteilung der fachlichen Eignung. Die lose Verbindung der Hofer Wärschtlamänner ist keine Marketingagentur, noch ist sie ein Grafikbüro.
Im späteren Verlauf wurden die Entwürfe seitens des Fachbereichs 80 Wirtschaftsförderung einer anderen städtischen Stelle zur Prüfung vorgelegt, auch hier wieder ohne Beurteilung der fachlichen Eignung. Die angefragte Stelle hat ursächlich nichts mit der Erstellung oder der Beurteilung von Gebrauchsgrafiken zu tun.
Seit einem unbekannten Datum gibt es die Webseite www.hofer-waerschtlamo.de, der Eigner dieser Seite – die mutmaßlich einen Webstore beherbergen soll – ist unbekannt. Ebenso unbekannt ist, wie eine solche Shoplösung vertraglich definiert wurde, wenn es denn einen Vertrag gibt.
In der Sitzung des Wirtschafts- und Marketingbeirates vom 14.01.2021 wird der Stand des Projektes „150 Jahre Hofer Wärschtlamo“ nicht thematisiert, Nachfragen dazu gibt es keine.
Zusammenfassung
Die Arbeitsweise zur Erstellung des neuen Logos musste zu den bekannten Ergebnissen führen. Die Vergabe von Designarbeiten an Dritte und die Überprüfung der gelieferten Qualität bedürfen der Prüfung der Eignung der damit Beauftragten. Die Einbindung der tatsächlich oder mittelbar beauftragenden Gremien muss als Qualitätssicherung gewährleistet werden. Es bestehen scheinbar weitere Bindungen – es existiert zumindest ein Onlineshop – zwischen der Stadt Hof und anderen Dienstleistern, die dem Stadtrat und der Öffentlichkeit so nicht bekannt sind, maßgeblich generiert vom Fachbereich 80 Wirtschaftsförderung.
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